Sonntag, 26. April 2015

Die Ruhe vor dem Sturm

Wir sollten hier eigentlich hoch genug sein. Ein Blick in die Gesichter der Umstehenden machte die gerade aufkommende Beruhigung aber umgehend wieder zu Nichte. Die Touristen blickten einander hilf- und ratlos an, während zumindest einigen Thais das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand. Zu präsent schienen die Erinnerungen an den verheerenden Tsunami von 2004 zu sein. Dennoch beschlossen wir, an dieser Stelle erst einmal zu verweilen. Weiter hoch ging es ohnehin nur durch den Wald. Wir sammelten uns und prüften unsere Optionen.

Was zu retten ist

Wir hatten nur dabei, was wir am Leibe trugen. Dabei handelte es sich um leichte Sommerkleidung mit lediglich ein paar Bath in der Tasche und FlipFlops an den Füßen. Dazu ein kleiner Rucksack mit Laptop, einem Mobiltelefon, Mückenspray und Zigaretten. Sowie ein Satz Klassenarbeiten. Es rang uns unweigerlich ein Schmunzeln ab, bei dem Gedanken eine Naturkatastrophe zu überleben und dabei einen Stapel Deutscharbeiten gerettet zu haben.

Doch das Schmunzeln verging uns schnell wieder, als wir wieder zu Atem kamen und sich der Durst einstellte. Wir hatten keinen Tropfen Wasser. Auf meinen heroischen Vorschlag, noch einmal in den Ort zu eilen und etwas Wasser zu besorgen, entgegnete meine Freundin mit komplettem Unverständnis.

Ob ich denn noch bei Trost sei, war noch die höflichste Frage, die mir gestellt wurde. Aber sie hatte ja Recht. Dennoch war die Kehle staubig, also ging ich zum nächstgelegenen Haus und bat dort um einen Schluck Wasser. Die netten Bewohner drückten mir sofort eine große Flasche in die Hand. Ich suchte das Gespräch und versuchte nähere Informationen in Erfahrung zu bringen. Doch außer dem, was wir ohnehin schon wussten, vermochten auch sie nichts Neues zu berichten. Tsunami-Alarm. Soviel war klar.

Wir konnten also nicht viel tun, außer abzuwarten, nach Tisch Roomscape Sideboard zu suchen und den Horizont zu beobachten. Also suchten wir uns ein Plätzchen mit schöner Aussicht auf das Meer und blickten hinaus. Und wir lauschten. Denn mit einem Male wurde es still um uns herum. Beängstigend still. Noch einige Minuten zuvor sorgten die Hunde im Ort mit lautem Gebell und Geheul für eine Geräuschkulisse, die in ihrer Lautstärke nur von den schreienden Zikaden und anderen Waldbewohnern um uns herum übertroffen wurde.

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