Montag, 30. März 2015

Andere Länder andere Sitten

Doch im ersten Moment meinte ich etwas anderes zu hören. Ich hielt hinter dem Dorf an und trocknete mir die Sonnenbrille, während ich immer noch mit dem Kopf schüttelte. Diese kleinen Kröten, na wartet, wenn ich hier wieder durch komme, dann aber... Auf dem Rückweg erwischten sie mich nicht mehr mit der Wink-Taktik. Sie überfielen mich einfach ansatzlos.

Was den Deutschen das Feuerwerk an Silvester, ist den Laoten die Wasserschlacht. Durchaus nachvollziehbar, bei stetigen 35°C stand mir der Sinn weit mehr nach Abkühlung als nach bum-bum-ooh-aah. Abgesehen davon will es auch besser zur friedfertigen und harmonischen Art der Laoten passen, sich gegenseitig hemmungslos drei Tage lang abzuduschen. Und ja, es macht wirklich jeder mit.

Ich sah bei der Suche nach Möbel bestellen com Männer in klitschnassen Anzügen lächelnd die Straße entlang gehen, sah Klein wie Groß hektisch werden, wenn sich ein Fahrzeug oder eine Person näherte und zu viele Leute gleichzeitig ihre Behältnisse auffüllen wollten. Ich sah Touristen erst erschrocken drein blicken und nach fünf Minuten (diesmal ohne Kamera und Handy) gemeinsam mit dem ehemaligen Angreifer Strategien besprechen.

Ich sah Polizisten mit nassen Uniformen und Mönche, die mit Eimern vor ihrem Wat darauf warteten, dass die rote Ampel ihnen Kanonenfutter vor die Flinten führte. Es war die reine Hysterie. Es war, nachdem alles wasserdicht verpackt war, ein absolut herrliches, unvergleichliches Erlebnis.

Es gab nur eine einzige Art von Menschen, die von all dem ausgenommen waren. Denen sich kein Wasserwerfer auch nur zu nähern traute. Sozusagen die heiligen Kühe in diesem Treiben und an manchen Orten dankbare Sicherheitszonen, in denen man nicht angegriffen wurde und man durchatmen konnte.

Die Straßenbräter. Da tobt um ihn herum ein feuchtfröhliches Inferno, und der Bursche schaut nicht mal auf, wendet seine gegrillten Tintenfische, als sei es das normalste von der Welt, dass er der einzig Trockene Mensch im Umkreis von zwei Straßenblocks ist. Tse. Ich verschnaufte kurz, der nicht aufhörende Autokorso schob sich weiter hupend, singend, lachend und schreiend an mir vorbei. Da sah er auf und blickte mich an.

Um mir, ohne ein einziges Wort zu sagen, zu verstehen zu geben, dass es nur zwei Gründe dafür gibt, an diesem Tag in diesem Land trocken zu bleiben. Essen zubereiten oder zu sich nehmen. Alles andere gilt nicht. Also ging ich weiter und natürlich kam ich keine zwei Meter weit.

Donnerstag, 12. März 2015

Zwischen Geschichte und Gegenwart

An einem Besuch der Stadt kommt man nicht vorbei, sofern man sich mit den öffentlichen Bussen über die Insel bewegt, denn diese fahren ausschließlich von und nach Phuket City und nur von dort aus die einzelnen Strände und Buchten an. Doch kann die Fahrt in einem solchen Bus durchaus ein Erlebnis sein.

Im Halbstundentakt verkehren diese offenen Busse, die eigentlich nur LKW mit bestuhlter und überdachter Ladefläche sind. Haltestellen sind, sofern vorhanden, nicht beschildert, sodass man einfach am Straßenrand dem Fahrer signalisiert, dass man mitgenommen werden möchte. In manchen Fällen, etwa wenn es sich um ältere Fahrgäste handelt, hält der Bus auch kurz an. In anderen Fällen, so auch in unserem, wird lediglich kurzzeitig die Fahrt verlangsamt, so dass man die Gelegenheit erhält, hinter dem Bus herzulaufen und während der Fahrt aufzuspringen.

Gerade in FlipFlops eine echte Herausforderung. Hat man es dann aber geschafft, insbesondere ohne die einem entgegengestreckten helfenden Hände in Anspruch nehmen zu müssen, war es ein großer Spaß. Irgendwann stoppt der Bus auf freier Strecke und der Fahrer besteigt die Ladefläche, um den Fahrpreis von 30 Baht einzusammeln. Die Tatsache, dass ein Taxi für dieselbe Route 500 Baht kostet, macht die Busfahrt nicht nur zu einem Erlebnis, sondern überdies zu einem wahren Schnäppchen.

Ein Erlebnis ist die Fahrt auch deshalb, weil man sich bei entspannter Geschwindigkeit den Fahrtwind um die Nase wehen lassen kann, während man genug Zeit und Muße hat, die bisweilen doch sehr schöne Landschaft abseits der Straße zu bewundern. Es ist einfach etwas anderes, als durch die getönten Scheiben eines Taxis, das mit 100 km/h die Straße entlangjagt, die vorbeiziehende Gegend lediglich erahnen zu können.

Phuket City mit seinen Möbelshops wie Furnlab Garten Möbel wirkte auf uns wie eine Stadt, die um ihre Identität ringt. Beim Flanieren durch die Gassen sahen wir durchaus hübsche Häuschen mit bunten Fassaden, die sehr an den portugiesischen Kolonialstil erinnerten. Auch wenn die Region niemals unter portugiesischer Herrschaft stand.

An anderen Ecken wird der langjährige Einfluss der Chinesen, der größten Minderheit in Phuket City deutlich. Chinesische Tempel und Schreine sowie zahlreiche chinesische Restaurants prägen das Viertel, das lediglich informell als Chinatown bezeichnet wird.

Ansonsten sieht die Gegenwart eher trist aus. Einige lieblose Neubauten zerstören das ansonsten homogene Stadtbild, ohne es jedoch zu prägen und der Stadt zu einer neuen, einer eigenen Identität zu verhelfen.

Montag, 9. März 2015

Ein erster Eindruck

Einen etwas besseren ersten Eindruck hinterließ dagegen Kata-Beach, die südwestlichste Ecke der Insel, wo wir uns einquartieren wollten. Zwar fanden wir auch hier krakeelende Trunkenbolde, die mit dem undefinierbaren Lärm, den die Boxen der Bars ausspuckten, um die Wette plärrten, doch waren es weit weniger als in Patong.

Wir suchten uns eine kleine, gemütliche und vor allem etwas abgeschiedene Bleibe, fanden noch einen Imbiss, der uns ein Abendessen bereitete und beschlossen, den zweiten Blick auf die Insel auf den folgenden Tag zu verschieben.

Leider muss ich sagen, dass dieser den ersten Eindruck von Phuket und meiner acquavapore dtp8055 nicht widerlegen konnte. Im Gegenteil. Ein Ausflug zum nahegelegenen Strand gab den Blick auf endlose Reihen von (kostenpflichtigen) Liegestühlen frei. Die gesamte Plastikliegen-Batterie war bereits belegt von zumeist rothäutigen Urlaubern, vornehmlich Russen und Deutsche.

Im Wasser standen sie dann Leib an Leib in einer öligen Lache aus verlaufender Sonnenmilch, flankiert von dröhnenden Jetskis und über sich Gleitschirmflieger, die von PS-starken Motorbooten durch die Bucht gezogen wurden. Ungläubig bestaunten wir die Szene, blickten uns entgeistert an, tranken einen Eiskaffee und beschlossen, die letzten Tage damit zu verbringen, die Insel für Tagestrips so oft wie möglich zu verlassen.

Als wir uns zum Ausgleich am Abend ein nettes Restaurant suchten, wurde der nicht sonderlich positive Eindruck von Phuket beim Blick in die Speisekarte abgerundet. Die hier aufgerufenen Preise waren im günstigsten Fall doppelt so hoch, wie wir es von Koh Samui gewohnt waren. Natürlich bekam man dafür aber eine entsprechende Gegenleistung:

Die Portionen waren zum Ausgleich nur halb so groß und die Qualität des Essens war bisweilen unterirdisch. Ein schwedischer Chefkoch, den ich wenig später treffen sollte, bestätigte diesen Eindruck. Nicht selten, so sagte er, erkundige er sich hier in Restaurants, ob denn der Koch betrunken sei oder ob sie das wirklich ernst meinten, was sie ihm da vorsetzen würden. Diese professionelle Einschätzung beruhigte mich, war ich doch nicht allein mit meiner Meinung.

Wir hatten noch vier Tage auf Phuket und waren wild entschlossen, diese nicht vor Ort zu verbringen. Ein Tag war eingeplant für etwas Schreibtischarbeit, denn meine Freundin hatte sich über die Ferien etwas liegengebliebene Arbeit mitgenommen, die restliche Zeit wollten wir nur weit weg. Patong wurde von der Liste gestrichen und durch einen Ausflug zum Shoppen nach Phuket Town ersetzt.

Samstag, 7. März 2015

Ein ganzes Land aus dem Häuschen

Oh mann, Jochen. Es tat einen Donner und einen Schlag, mein Rucksack war noch nicht mal ganz im Tuktuk und ich war nass. Und ich meine richtig nass. Ein anderer Fahrgast hörte nur mein verzweifeltes „Electronics", das in einem gurgeln unterging, nahm meinen kleinen Rucksack und stülpte ihm eine große Plastikplane über.

Ich gurgelte bei der Suche nach Designer Möbel com ihm ein Danke entgegen und tauchte ins Innere ein. Tuktus mit Urlaubern waren natürlich ein bevorzugtes Ziel. Man wähnte sich beizeiten in einem Computerspiel. Für jeden geduschten Fußgänger gab es einen Punkt, für den Rollerfahrer zehn und für ein Tuktuk voller Touris volle hundert.

Natürlich für jeden Schützen, man möchte ja nichts unterbinden. Also sammelten sich die Angreifer an Kreuzungen und warteten auf ihre Opfer. Komischerweise hielten an diesem Tage sogar die Tuktuks an den übersichtlichen Kreuzungen für einen ausgiebigen Schulterblick. Derweil auf der Ladefläche das Gemetzel seinen Lauf ging. Drei Schläuche, mindestens zwei Wasserpistolen und unzählige Eimer ergossen sich gleichzeitig auf uns. An der ersten Ampel von dreien. Erst als wir ausstiegen, hatte ich Luft genug mich für die Plastikplane zu bedanken.

Wer zwischen diese Fronten gerät, hat verloren. Dann kam die Fahrt. Die ich konstant mit platt gedrückter Nase an der Scheibe verbrachte. Es war ein ununterbrochenes, 150 Kilometer langes Schauspiel. Es war großartig. Während wir im Inneren langsam aber unsicher vor uns hintrockneten, blieb der Bus von außen so nass wie frisch aus der Waschanlage. Die marodierenden Horden zogen mit Pickup Trucks von Ort zu Ort und erwischten jeden, der meinte, es sich auf der Landstraße gut gehen zu lassen. In den Orten übernahmen die dort Ansässigen das Geschäft.

Alles tanzte, alles sang, es dudelte aus jedem Haus, in den Flüssen fanden ganze Volksfeste statt, man sah jeden Menschen klitschnass von Ohr zu Ohr grinsen und sich „Sabaidee Pbeemai" zurufen, während das Wasser in einer nicht aufhören wollenden Stetigkeit über das Land ergoss.

Vt CrewSabaidee Pbeemai!

Als wir zu acht in einem Tuktuk in den Ort fuhren, dachte ich noch, dass mich ja nichts mehr erschrecken kann. Pustekuchen. Vang Vieng ist ein Nest. Vientiane ist die Landeshauptstadt. Und das merkt man auch an Neujahr. Die Schläuche waren vielleicht nicht größer, aber es waren einfach mehr. Die Eimer waren definitiv größer. Ich erklärte gerade einem koreanischen Pärchen hinter mir, dass sie so schnell wie möglich ihren iPod in Plastik einwickeln sollten, als mich die erste Salve traf.